Wie sinnvoll ist eine Erdbebenversicherung in der Schweiz?

Wie sinnvoll ist eine Erdbebenversicherung in der Schweiz?

Die Schweiz liegt in einer aktiven Erdbebenzone: Die Wahrscheinlichkeit eines Erdbebens hierzulande ist im europäischen Vergleich auf mittlerem Niveau. Das bedeutet, dass es jederzeit passieren kann – je nachdem mit katastrophalen Folgen.

Disclaimer gleich zu Beginn: Die Erdbebenversicherung wird nicht von allen Versicherungsgesellschaften angeboten. Aus diesem Grund ist sie auf FinanceScout24 nicht verfügbar. Die nachfolgenden Inhalte sollen dir dennoch dazu dienen, dich rund ums Thema Erdbeben und die dazugehörigen Versicherungsmöglichkeiten zu informieren und sofern du sie als sinnvoll erachtest, kannst du bei den Suchresultaten deines Versicherungsvergleichs natürlich noch die günstigsten Anbieter unverbindlich anfragen, ob sie zusätzlich eine Erdbebenversicherung im Sortiment haben.

Erdbeben in der Schweiz sind keine Seltenheit

Erdbeben treten in der Schweiz viel häufiger auf, als man vielleicht denkt: Zwischen 500 und 800 Mal erzittert die Erde in unseren Gefilden jedes Jahr. Glücklicherweise sind die meisten davon jedoch so schwach, dass wir sie kaum oder gar nicht bemerken. Macht die Kontinentaldriftung aber mal Ernst und löst starke Erdbeben aus, haben wir nichts mehr zu lachen – sie gehören zu den verheerendsten Naturkatastrophen, die der Planet zu bieten hat, und können ganze Landstriche verwüsten.

Die Chancen, dass ein Erdbeben dieses Ausmasses deinen Wohnort heimsucht, sind natürlich ziemlich gering. Das Problem hierbei ist auch nicht die Eintrittswahrscheinlichkeit, sondern die Tragweite: Auch scheinbar leichte Erdbeben können an Häusern bereits Schäden wie Risse in den Mauern oder gar ein Verschieben des Fundaments verursachen – und ab einer gewissen Stärke bleibt da kein Stein auf dem anderen, womit wir irgendwann von der Totalzerstörung deines gesamten Besitzes reden.

Die Krux bei der Sache ist nun, dass Schäden durch Erdbeben in den meisten Versicherungen standardmässig nicht enthalten sind. Mit anderen Worten erhältst du in einem solchen Fall nur dann Geld, wenn du eine entsprechende Erdbeben-Zusatzdeckung abschliesst.

Das stärkste historisch dokumentierte Erdbeben in der Schweiz ereignete sich 1356 in Basel und verzeichnete ca. 6,6 auf der Richter-Skala – unter anderem stürzten rund 40 Burgen im Umkreis der Stadt ein. Der Weltrekord hingegen liegt nicht so weit zurück: 1960 wurde Valdivia in Chile von einem Erdbeben der (davor und danach unerreichten) Stärke 9,5 in Schutt und Asche gelegt.

Darauf musst du beim Vergleich der Erdbebenversicherungen achten

Bei dieser Zusatzdeckung kommt es als erstes drauf an, ob du Eigenheim besitzt bist oder zur Miete wohnst. Wenn das Haus dir gehört, hast du wahrscheinlich eine Gebäudeversicherung abgeschlossen, da sie in den meisten Kantonen obligatorisch ist. Diese kannst du mit einer Erdbeben-Zusatzdeckung erweitern, um solche Schäden am Haus selbst abzusichern.

Aber Vorsicht: Oft ist der Hausrat (also dein gesamter Besitz in deinem Haus) damit noch nicht abgedeckt – dafür brauchst du je nachdem einen weiteren Zusatz. Dieser deckt dann dafür oft auch einen Teil der Kosten für Aufräumarbeiten oder Schäden durch Kriminelle, die sich die Notlage der Bevölkerung zunutze machen (was nach einer solchen Katastrophe leider auch in einer ansonsten zivilisierten Gesellschaft immer wieder vorkommt: 2016 zogen nach einem starken Erdbeben im italienischen Amatrice plündernde Gruppen umher, um ein Beispiel zu nennen).

Da die Angebote aber variieren, solltest sicherheitshalber jeweils prüfen, was genau abgedeckt ist.

In einer Mietwohnung hingegen musst du dir um das Gebäude selbst keine Gedanken machen, da es ja nicht dir gehört. Somit bist du mit einer Erdbebenversicherung für deinen Hausrat bereits aus dem Schneider.

Wie du dich im Fall eines Erdbebens richtig verhältst, erfährst du auf der Infoseite des Schweizerischen Erdbebendiensts.

Das überkantonale Backup zur Erdbebenversicherung

18 Kantone – namentlich Aargau, Appenzell Ausserrhoden, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Bern, Freiburg, Graubünden, Glarus, Jura, Luzern, Neuenburg, Nidwalden, Schaffhausen, Solothurn, St. Gallen, Thurgau, Waadt und Zug – haben gemeinsam den ‘Schweizerischen Pool für Erdbebendeckung‘ ins Leben gerufen (der Kanton Zürich hat mit dem ‘Erdbebenfonds der Gebäudeversicherung des Kanton Zürich‘ eine eigene Lösung).

Dieser springt im Fall eines Erdbebens mit 2 Milliarden Franken ein, um Gebäudeschäden abzudecken. Das ist natürlich erstmal eine gute Nachricht, vermittelt aber eine etwas trügerische Sicherheit: Zum einen muss das Erdbeben eine gewisse Stärke erreichen (VII auf der MSK-Skala) – bei Schäden, die durch ein schwächeres Beben entstehen, fliesst kein Geld aus diesem Pool.

Des Weiteren kommt ein Selbstbehalt von 10 % (jedoch mindestens 50‘000 Franken) zur Anwendung, was für die meisten wahrscheinlich nicht einfach ein wenig Kleingeld darstellt. Und sollte der Betrag von 2 Milliarden aus dem Pool zur Deckung aller entstandenen Schäden nicht ausreichen, wird er anteilsmässig gekürzt. Bei einem schweren Erdbeben kann es also (zusammen mit dem Selbstbehalt) sein, dass du nicht mehr viel für dein zerstörtes Haus erhältst.

Ausserdem dauert es Jahre, die Schäden zu bemessen und anschliessend das Geld unter den Betroffenen zu verteilen – so lange können viele nicht warten. Aus diesem Grund ist es besser, diesen Pool zwar als Backup in der Hinterhand zu wissen, für den Fall der Fälle aber selbst vorgesorgt zu haben.

Unwahrscheinlich, aber fatal: Starke Erdbeben haben oft grossflächige Verwüstungen und nicht selten Todesopfer zur Folge – danach ist buchstäblich nichts mehr so, wie es vorher war. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich für einen solchen Fall bestmöglich abzusichern und damit die Chance zu wahren, sein Leben neu aufzubauen.

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Gioia Gerber
Content Managerin
Als Content Managerin bei FinanceScout24, ist Gioia überall involviert, wo getextet wird. Wenn sie gerade nicht mit Worten spielt, kocht und backt sie liebend gerne (Zweiteres auch zur Freude ihrer Kolleg:innen), reist in der Weltgeschichte umher und liest alle Bücher, die sie in die Finger bekommt.